Hallo,
werte Freunde des Lehrgangs im Streckensegelfliegen,
der 15. Lehrgang im Streckensegelfliegen hallt noch nach… und wie wurden wir vom Streckenflugwetter verwöhnt: In der ersten Woche von einem Bodenhoch, zentriert mit seinem Kern über der Britischen Insel und seinem nach Süd-osten bis nach Ost-Deutschland reichenden Ausläufer, der uns bis FL 75 mehrfach hoch reichende Blauthermik brachte. Beigelegte Abbildung zeigt die Ausgangslage der Druckkonstellation mit einer ca. sechstägigen stationären Lage.
In der zweiten Woche dominierte in unserer Ost- und Mitteldeutschen Landschaftsregion vorderseitig ein in nord-südlicher Richtung sich erstreckender Baltischer Höhentrog (FL 180), der mit seinem
maritim polaren Kaltluftstrom (mPK) eine ost- bis nordöstliche Luftströmung in unser Fluggebiet transportierte. Nächtliche Tiefsttemperaturen um den Gefrierpunkt bescherten uns im Laufe des Tages
bei ungehinderter Einstrahlung Cu- und Mediocris-Wolken mit besten thermischen Beschleunigungen bis oberhalb des 2000er Höhenbereiches. - Die kontinentalen klimatolo-gischen Verhältnisse unseres
ostdeutschen Raumes haben sich für unseren Sport wieder von ihrer Glanzseite ge-zeigt. Fürwahr ein Hochgenuß für die Piloten!!! -
Die beigelegte Abbildung zeigt die vorderseitige Trog-Situation; sie begann am 10.05. mehrtägig andauernd bis zum 14.05.. Analysekarte und Höhenkarte vom 11.05. zeigen eine klassische
Lehrsituation, weil die Druckkonstellationen am Boden und in der Höhe fast vertikal übereinanderliegen, was sowohl ihren West-Ost-Fluß lähmt, als auch ihr stationäres Verharren für ein paar Tage
sichert. Besser konnte es für unser Streckensegelfliegen nicht mehr kom-men!
Zehn flugsportliche Lehrgangstage standen den Teilnehmern zur Verfügung, neun konnten unfallfrei - ohne Außen-landung und ohne Luftraumverletzung - mit sehr guten Ergebnissen (Mittleres Leistungsniveau) genutzt werden. Klar, daß bei dieser ununterbrochenen Sportausübung einige Piloten einen Ruhetag einlegten, richtig pflichtbewußt nach dem F in I’m safe –„fatigue“-, das ist ein sicherheitsbetontes Verhalten, einfach erstklassig! - Der letzte Tag mus-ste wegen Seitenwindes mit Böen zwischen 41 und 46 Km/h gecancelt werden. - Zum Einsatz kamen fünf Selbststar-ter und sechs Segelflugzeuge, die im F-Schlepp (Wilga) gestartet wurden.
Was gibt es an Leistungen zu vermelden? Bei sieben flächigen Flügen wurde sechs Mal in 2er Teams geflogen, beim siebten Mal wurde keine Teamzusammenführung vereinbart, also es gab eine offene Gestaltung. Der achte Flug war dem individuellen Wettbewerbsflug vorbehalten, dabei wurde die kaum mehr übliche, aber extrem lernintensive Doppelumrundung (Dreieck) von allen gemeistert. Alle Flüge wurden nach differenzierten Leistungsanspruch ausge-schrieben, zweimal auch nach der Selbsteinschätzung. Neben der Aufgabenstellung waren sowohl die Flugorder, als auch die persönliche Identität mental in die fliegerische Praxis einzubringen. Diese Trilogie erfasste zwei Zielset-zungen: Zuerst bündelt sie wichtige Anforderungen an die psychischen Fähigkeiten der Piloten; sodann steuert sie die Kommunikation in der nachträglichen Besprechung des sportiven Flugtages… und ein Jeder war mit dabei. Im Vordergrund standen natürlich die zielgenauen sowie aussagestarken Ergebnisse zur individuellen Flugleistung, manchmal war aber ein gedanklicher Leckerbissen eingeschoben, mal mit verstecktem Humor, mal mit schriller Spitzfindigkeit oder mal mit donnernder Selbstkritik - machte einfach Spaß!
Der neunte Flugtag war ein ganz Spezieller: Schwacher, gestörter Hochdruckeinfluß, Thermik ja, regional begrenzt, geringere Cu-Basis. Individuelle Aufgabe für einen 3½ stündigen Flug innerhalb eines 30 Km Radius, mit dem die thermische Steigleistung als addierte Gesamtsteigleistung - bei Einhaltung bestimmter Regeln - in eine vergleichbare Ranglistenwertung einging. Als Lernleistung blieb festzuhalten: Verbesserung und Festigung von Automatismen wäh-rend des thermischen Fliegens, das ist was ganz anderes als beim Streckensegelfliegen, denn: Besonders wertvoll war die Aufgabenstellung dann, wenn nach dem Prinzip des Bewußten Lernens dessen Gezielte Übungsprozesse die maximale Steigleistung ohne zeitliche Einbußen ständig wiederholt herausforderten. Fähigkeiten und Anforderun-gen mußten also exakt aufeinander abgestimmt sein. Wenn Ihr Euch erinnert… diesen Lernprozeß hatten wir inten-siv genug besprochen – und, mon Dieu, wie sah der flugpraktische Erfolg des Lernprozesses aus?
Die Leistungen in Zahlen:
Starts: Eigenstarter 40; F-Schlepp 46; Gesamtflugzeit: 335 Std.; Km-Leistung: 20.569
Theorie: Hier nicht weiter auszudifferenzieren, insgesamt 31 Std..
Leider konnte das sehr interessante Thema „Vorzüge körperlichen Trainings für Segelflugpiloten“ (Praxis u. Theorie) nicht umgesetzt werden.
Auch der 15. Lehrgang war erneut ausgebucht, beteiligt waren: 12 Piloten mit 11 Segelflugzeugen, ein menschlich ganz starker Eigner der Wilga, zwei F-Schlepper fachlich und menschlich erstklassig, umsichtig agierende Flugleiter, ein leidenschaftlicher Helfer für die Start- und Rückholorganisation u.v.a.m., zwei unermüdliche Verpflegungsdamen mit bester Kompetenz auch in der Startorganisation und im Abhandeln des Nicht-Vorhersehbaren, ein weiterer Hel-fer, der stets die Arbeit sah, ein Vereinsmitglied als zeitweilig hinzukommender Unterstützer aus dem Profibereich des Flugwesens, dessen Frau, die sich auch bei Entsorgungsarbeiten nicht zu schade war, der nimmermüde, stets helfende Vereinsvorsitzende und im Hintergrund der uns wohlwollende Unternehmer als Platzeigner. Soweit der in-terne Bereich; das Netzwerk komplettieren im Außenbereich der ehemalige Präsident des DAeC-Landesverbandes Brandenburg, der ehemalige Chef des Flugplatzes Reinsdorf und der Schulleiter des örtlichen Gymnasiums in Falkenberg.
Zum Abschluß des Resumés ein Kurzfazit eines aktiven Teilnehmers, welches er kurz nach Beendigung des Lehr-gangs an den Lehrgangsleiter versandt hat; es lautete:
„Danke! Ich möchte nochmals ein herzliches Dankeschön loswerden für diesen letzten Streckensegelflugkurs. Er hat mir viel Freude gemacht – von den Lerngewinnen für meine Streckensegelflugfähigkeiten bis zum Zusammenleben unserer sehr gut zusammengewachsenen Gruppe in Falkenberg.“
Mit bestem Dank für die Aufmerksamkeit
Ulf Bartkowiak